Der Weidenhof in Wächtersbach hat sein Angebot stetig ausgedehnt – Hofladen und „Q“-Restaurant
WÄCHTERSBACH (duw). Claudia Müller ist zufrieden: Der Weidenhof, der landwirtschaftlicher Familienbetrieb am Ortsausgang von Neudorf, läuft mehr als erfolgreich. „Das alles hier ist nur machbar durch viele engagierte Menschen, die uns begleitet haben und bis heute begleiten“, freut sie sich über das Engagement ihrer langjährigen Mitarbeiter, von denen einige jüngst im Rahmen einer Feierstunde geehrt wurden. „Das Team vom Hofladen und der Molkerei ist wie eine Familie, wir machen auch viel privat zusammen“, ist Claudia Müller überzeugt, dass der enge Kontakt zu den etwa vierzig Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern einer der Erfolgsfaktoren ihres Betriebes ist. Viele junge Menschen sind dabei: „Das sorgr dafür, dass man auf dem neuesten Stand bleibt.“
1995 erhielt der Betrieb die Zulassung als Molkerei. „Wir haben damals ausschließlich Vorzugsmilch angeboten“, erinnert sich Claudia Müller, die den Betrieb gemeinsam mit ihrem Mann Achim fuhrt. Die Vorzugsmilch darf – anders als die Rohmilch, die erhitzt werden muss – vom Gesetzgeber aus roh verzehrt werden, ist somit besonders hochwertig und wurde früher oft als Säuglingsmilch verwendet. Auf dem ersten Hoffest im Oktober 1995 wurden die ersten Kunden gewonnen. „Es war von Anfang an ein Riesenerfolg“, urteilt Claudia Müller rückblickend. Noch heute sind „Kunden der ersten Stunde“ mit dabei, wenn es um die Belieferung geht, die im Frühjahr 1996 eingeführt wurde. Einen Rückschlag gab es, als in Bayern zwei Kinder an EHEC erkrankten und die Vermutung nahelag, die Erkrankung können an der Rohmilch gelegen haben. „Es kam dann heraus, dass die Wurst Ursache der Erkrankung war, aber inzwischen hatte das Bundesministerium für Gesundheit den Verkauf von Vorzugsmilch an Gemeinschaftseinrichtungen verboten“, erinnert sich Müller noch heute. Eine wirtschaftlich schwierige Situation für den Betrieb, der „40 Prozent der Kunden verloren hätte, wenn wir nicht entschieden hätten, künftig eine Pasteurisierung dazu zu nehmen.“ 1000 Liter pro Stunde schaffte der Pasteuriseur – der Lieferservice weitete sich aus. Und prompt kamen die Nachfragen: nach Eiern, nach anderen Milchprodukten…
„Fünf Jahre später haben wir mit der Joghurtherstellung begonnen. Unser großes Glück war, dass die milchwirtschaftliche Lehranstalt in Gelnhausen noch existierte. Deren damaliger Leiter Arnold Liebermann hat mit uns in der Schule mit den damaligen Molkereilehrlingen und -meistern unseren Joghurt hergestellt“, erinnert sich Müller. 18 Monate klappte das reibungslos, dann wurde auf dem Weidenhof ein eigener Joghurtkessel angeschafft. Von den anfänglich vier wurde nach und nach auf 15 Sorten erweitert, die teilweise nur saisonal angeboten werden. Vor zehn Jahren kam dann auch noch der Quark dazu.
Künftig zählte auch REWE zu den Kunden des Betriebs, der sich unter der Marke Landmarkt wie andere Bauernhöfe in der Vereinigung Hessischer Direktvermarkter (VHD) organisierte.
Das vielfältige Engagement zahlte sich aus: „Wir beliefern circa 500 Privathaushalte, dazu viele Cafes in Frankfurt, denn zu einem guten Kaffee gehört auch eine gute Milch – und das hat sich herumgesprochen“, ist Claudia Müller stolz auf die Entwicklung. Etliche Hofläden im südhessischen Raum sind dazugekommen, zu den größeren Kunden zählen auch Eisdielen wie die in Wächtersbach und Pflegeheime.
Auch auf dem Hof selbst hat sich einiges verändert: Beim „Kühlschrankverkauf auf Vertrauensbasis“ gestartet, gibt es inzwischen seit zehn Jahren einen Hofladen, der inzwischen seinen Schwerpunkt bei den Lebensmitteln findet. Vom eigenen Hof kommt das Rindfleisch in die Theke, die Schweine kommen aus der Region, geschlachtet wird von Metzger Volker Eurich aus Heilstein. Weine, Soßen, Dips, Müsli, Trockenfrüchte stehen zur Auswahl.
Und dann gibt es noch das „Q“: Vor sieben Jahren aufgrund der Nachfrage vieler Gruppen entstanden, die nach der Betriebsbesichtigung auch gerne auf dem Hof noch verköstigt werden wollten, hat sich das Restaurant zu einem Tagungsraum mit Verköstigung entwickelt, der gerne von Besuchergruppen genutzt wird, aber auch für Feiern aller Art gemietet werden kann. Und einmal im.Monat – immer am ersten Sonntag – gibt es ein großes Frühstücksbuffet, das nahezu immer ausgebucht ist. „Auch hier bewährt sich unser eingespieltes Team: Stephanie Noll leistet da tolle Arbeit, entweder sie kocht selbst – oder wir kochen zusammen.“
Bild: Claudia Müller bietet im Hofladen Lebensmittel aus der Region an. Foto: duw
GT am Sonntag, 18.03.2017